„Psychologie im Gespräch“
In unserer Veranstaltungsreihe "Psychologie im Gespräch" werden aktuelle gesellschaftliche Themen, die auch berufspolitisch relevant sind, mit den jeweils relevanten Stakeholdern diskutiert.
25.04.2019 Pflege - Gemeinsam neue Wege finden
Kaum ein anderes Thema wird derzeit heftiger diskutiert als die Pflege. Wie kann man Situationen für Angehörige und Betroffene verbessern? Welche Rahmenbedingungen braucht es für ein modernes, menschenwürdiges Pflegesystem? Und wie kann die psychische Gesundheit aller Beteiligten verbessert werden? All diesen und weiteren Fragen widmete sich die vierte Auflage der BÖP-Veranstaltungsreihe „Psychologie“ im Gespräch Ende April im Seminarzentrum der Österreichischen Akademie für Psychologie.
In ihrem Kurzvortrag „Gerontopsychologische Aspekte in der Pflege“ erklärte Univ.-Prof.in Dr.in Stefanie R. Auer, Universitätsprofessorin für Demenzforschung und Mitglied des Leitungsteams der Fachsektion „Gerontopsychologie“ des BÖP, wie wenig Wissen es noch über Menschen mit Demenz gebe. „Wir haben noch immer so wenig Ahnung darüber, was Menschen mit Demenz brauchen oder wollen. Es ist gruselig“, so Univ.-Prof.in Dr.in Auer.
Weltweit würden 50 Millionen Menschen mit der Diagnose „Demenz“ leben. Die Diagnoserate sei aber immer noch „erschütternd“ – auch in Österreich. Hier liegt die Entdeckungsrate aktuell bei gerade einmal 20-30 Prozent.
Nach dem Vortrag wurde in großer Gruppe diskutiert. Am Podium neben Univ.-Prof.in Dr.in Auer: Dr. Alexander Biach (Vorstandsvorsitzender des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger), Ursula Frohner (Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes), Mag.a Lisa Haderer (Leiterin des Bereichs Team-Pflegeanwaltschaft der niederösterreichischen Patienten- und Pflegeanwaltschaft) und Mag. Manfred Pallinger (Sektionschef für Pflegevorsorge-, Behinderten-, Versorgungs- und Sozialhilfeangelegenheiten im Sozialministerium).
Wie eine heiße Kartoffel würde das Thema Pflege in Österreich herumgeschoben, war Dr. Biach überzeugt. „Der Mensch steht mir hier aktuell viel zu wenig im Mittelpunkt“, machte der Vorstandsvorsitzende des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger klar.
„In diese sechs Buchstaben „Pflege“ wird ganz viel hineingepackt“, befand Ursula Frohner. „Wir müssen den Begriff endlich klarer definieren“, so die Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes, und hielt auch fest: „Pflege kann nicht jeder. Es ist eine Profession.“
Mag.a Lisa Haderer berichtete von ihrer Arbeit in der niederösterreichischen Patienten- und Pflegeanwaltschaft. „Wir probieren unter den Eisberg zu sehen“, so Mag.a Haderer. Mag. Manfred Pallinger verwies auf die bereits bestehende Interdisziplinarität auf dem Gebiet, erklärte aber auch „Pfleggeld allein pflegt nicht.“
Das Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz bietet aktuell in Kooperation mit dem Berufsverband Österreichischer PsychologInnen im Rahmen von „Angehörigengesprächen“ unkompliziert Hilfe für Personen, die Angehörige pflegen und psychisch belastet sind. Kostenlos und vertraulich ist daheim oder an einem anderen Ort ein entlastendes Gespräch mit einer/m von 80 PsychologInnen österreichweit möglich. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.
BÖP-Präsidentin ao. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger: „Pflege ist ein unglaublich relevantes und stark emotionales Zukunftsthema. Eines das interdisziplinär ist und das wir nur gemeinsam bewältigen können.“
20.11.2018 Mobbing, Gewalt und Wertekonflikte: Schulpsychologie hilft!
Es war ein Thema, das für einigen Gesprächsstoff sorgte: Zur dritten Auflage der BÖP-Veranstaltungsreihe „Psychologie im Gespräch“ trafen sich Ende November mehr als 110 PsychologInnen, StakeholderInnen, LehrerInnen und SozialarbeiterInnen zur großen und teilweise sogar hitzigen Diskussion über aktuelle Herausforderungen in Österreichs Schulen im Berufsverband.
Am Podium: Dr. Gerhard Krötzl vom Bildungsministerium, Bildungsforscherin Univ.-Prof.in Dr.in Dr.in Christiane Spiel, Dr. Josef Zollneritsch, Leiter der Schulpsychologie der Steiermark sowie Lehrerin und Autorin Susanne Wiesinger („Kulturkampf im Klassenzimmer: Wie der Islamdie Schulen verändert“).
Während Wiesinger auf neue Wertekonflikte in den Schulen aufmerksam machte, kritisierte Dr. Zollneritsch besonders das Schulklima in Österreich: „Jeder will derzeit nur so schnell wie möglich das Schulgebäude verlassen.“ Univ.-Prof.in Dr.in Dr.in Spiel forderte, dass man dringend eine „Verabschiedungskultur“ von LehrerInnen andenken müsse, Dr. Gerhard Krötzl hielt fest, was in den letzten Jahren im österreichischen Schulsystem bereits erreicht worden sei.
Klar ist: Die Zahl der SchulpsychologInnen in Österreich muss dringend deutlich erhöht werden, damit Österreich nicht auch weiterhin „eines der Ländern mit dem am schlechtesten entwickelten Support-System“ (Zollneritsch) bleibt.
29.05.2018 Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz
Nach dem erfolgreichen Start der neuen Veranstaltungsreihe im Jänner fand Ende Mai die zweite Auflage von „Psychologie im Gespräch“ statt. Thema diesmal: „Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz - Die Rolle der Psychologie in der Arbeitswelt". Auch diesmal kamen mehr als 100 StakeholderInnen, BÖP-Mitglieder und Interessierte.
Einen Impulsvortrag über die gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen in der Praxis am Beispiel der Wiener Sozialdienste hielten Mag.a Marianne Hengstberger, MA, Geschäftsführerin des Wiener Sozialdienste Vereins, und Mag.a Natascha Klinser, Leiterin der Fachsektion Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologie des BÖP.
Am Podium diesmal: Alexander Heider, Leiter der Abteilung Sicherheit, Gesundheit und Arbeit der AK Wien, Dr.in Susanne Schunder-Tatzber, Präsidentin der Österreichischen Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention, sowie Head of Health Management der OMV AG und Mag.a Waltraud Sawczak, stellv. Leiterin der Fachsektion Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologie des BÖP.
Einig waren sich die DiskutantInnen darin, dass psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz zunehmen, viele UnternehmerInnen ihnen aber zu wenig Aufmerksamkeit schenken. „Auch wenn die gesetzlichen Vorschriften schon weitgehend gut sind, müssen diese doch mit Leben gefüllt werden“, erklärte Dr.in Susanne Schunder-Tatzber. „Wichtig ist es auch, die psychischen Erkrankungen nicht nur zu dokumentieren, sondern auch die richtigen Maßnahmen für psychische Gesundheit zu setzen“, so Alexander Heider.
BÖP-Präsidentin a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger ermutigte ihre KollegInnen wiederum in Zukunft noch stärker das wichtige Arbeitsfeld Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologie zu bearbeiten. Der Grund: „Weil wir es können“, so die Präsidentin.
10.01.2018 Gemeinsam für eine gesundheitskompetente Gesellschaft
Start der neuen Veranstaltungsreihe „Psychologie im Gespräch“
Rund 100 BesucherInnen folgten der Einladung des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen zur neuen Veranstaltungsreihe „Psychologie im Gespräch“ zum Thema „Gemeinsam für eine gesundheitskompetente Gesellschaft“.
Gesundheitskompetenz gehört zu den wichtigsten Fertigkeiten und betrifft alle Menschen gleichermaßen. Studien zeigen aber auch, dass es um die Gesundheitskompetenz der ÖsterreicherInnen im internationalen Vergleich nicht sehr gut bestellt ist. Das bedeutet, dass die österreichische Bevölkerung wenig Wissen, Motivation und Fähigkeit besitzt, relevante Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen zu beurteilen und auch anzuwenden.
Was PsychologInnen, ApothekerInnen und ÄrztInnen dazu beitragen können um das Gesundheitswissen der Bevölkerung zu stärken, diskutierten ao. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger, Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen gemeinsam mit Mag.a Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Dr. Alexander Biach, Verbandsvorsitzender des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger sowie ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer.
Wimmer-Puchinger weist in ihrem Eingangsstatement darauf hin, dass die Psychologie, die sich wissenschaftlich mit dem Erleben und Verhalten des Menschen befasst, einen unverzichtbaren Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung leisten kann. „GesundheitspsychologInnen wissen, wie sie verschiedene Zielgruppen in der Verbesserung ihrer Gesundheitskompetenz begleiten und unterstützen können. Mit gesundheitspsychologischen Interventionen helfen sie einen gesünderen Lebensstil zu führen und in Folge gesundheitsschädigendes Verhalten zu ändern, um z.B. chronische Erkrankungen wie Diabetes, Adipositas oder Herzkreislauferkrankungen zu verhindern“, so Präsidentin Wimmer-Puchinger. Gesundheitskompetenz darf aber nicht nur beim einzelnen Individuum ansetzen sondern muss von allen Gesundheitsberufen und Organisationen mitgedacht werden.
"ApothekerInnen beraten gesunde Menschen - und natürlich auch kranke. Pro Tag sind das zirka jeweils 400.000 Personen. Damit stärken die ApothekerInnen einerseits die Gesundheitskompetenz und andererseits sorgen wir dafür, dass Betroffene möglichst früh die richtige Diagnose und Therapie beim Arzt bekommen. Im regelmäßigen Kontakt mit den PatientInnen erhöhen wir die Adhärenz und als ExpertInnen im Medikationsmanagement schützen wir die PatientInnen vor Wechselwirkungen", so Präsidentin Eva Mursch-Edlmayer.
Für Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres ist es wesentlich, dass das Wissen um Gesundheit vermittelt wird, solange die Menschen gesund sind. Um den Menschen das ärztliche Wissen für ihre Gesundheitskompetenz zu vermitteln ist die Zeit, die man dafür benötigt ein wesentlicher Faktor. Diese Zeit fehlt den ÄrztInnen aufgrund zahlreicher administrativer Aufgaben die sie erfüllen müssen, bedauert Szekeres.
Das Wissen und die Kräfte der verschiedenen Gesundheitsberufe zu bündeln, darin sieht der Vorsitzende des Hauptverbandes Alexander Biach eine Möglichkeit und Voraussetzung, um die Bevölkerung in ihrer Gesundheitskompetenz zu unterstützen und zu stärken. Er sieht eine Lösung dafür in den Primärversorgungszentren, die an einem Ort vielfältige Gesundheitsleistungen anbieten können.
Präsidentin Wimmer-Puchinger bedankt sich beim Hauptverband, der mit umfangreichen Informationen und zahlreichen Projekten einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung einer gesundheitskompetenten Bevölkerung leistet.
Einig sind sich die TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion, dass mit der Vermittlung von Gesundheitskompetenz bereits im Kindes- und Jugendalter begonnen werden muss, denn gesunde Kinder werden gesunde Erwachsene.
Wie gut dies gelingen kann, zeigte Mag.a Daniela Kern, Geschäftsführerin der boja – Bundesweites Netzwerk offene Jugendarbeit, in ihrem Impulsvortrag anhand zahlreicher best-practice Beispiele zur Vermittlung von Gesundheitskompetenz in der außerschulischen Jugendarbeit.