Aktionstag für pflegende Angehörige: BÖP macht auf die Notwendigkeit professioneller Unterstützung aufmerksam
Mehr als 950.000 pflegende Angehörige betreuen in Österreich ein Familienmitglied zu Hause
Der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) setzt sich aktiv für die psychische Gesundheit der in Österreich lebenden Bevölkerung ein. Anlässlich des Aktionstages und vor dem Hintergrund der steigenden Anzahl von pflegenden Angehörigen, möchte der BÖP die Aufmerksamkeit auf die oft übersehene psychische Belastung dieser Gruppe lenken.
Die Pflege von Angehörigen kann eine äußerst erfüllende Aufgabe sein, geht jedoch oft mit erheblichen psychischen Belastungen einher. Pflegende Angehörige tragen nicht nur die Verantwortung für die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Liebsten, sondern stehen auch vor zahlreichen Herausforderungen, die ihre eigene psychische Gesundheit beeinflussen können.
Etwa 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen in Österreich werden zu Hause durch Angehörige betreut, wobei dies größtenteils von Frauen übernommen wird. Die ständige Sorge um den Zustand der pflegebedürftigen Person, die physischen und emotionalen Anforderungen der Pflege und die oft fehlende Unterstützung können zu Stress, Angst und Depressionen bei pflegenden Angehörigen führen. Doch allzu oft bleiben ihre Bedürfnisse und Belastungen unbeachtet.
Rasch und niederschwellig: Das Angehörigengespräch
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Betroffene Unterstützung und Entlastung finden. Professionelle psychologische Unterstützung spielt bei der Bewältigung von Krisen eine entscheidende Rolle. Im Rahmen des "Angehörigengespräches" haben belastete Angehörige die Möglichkeit, kostenlos und vertraulich bis zu zehn Entlastungsgespräche zu führen. Rund 100 BeraterInnen, die überwiegende Mehrheit von ihnen Klinische PsychologInnen, sind derzeit österreichweit an dem Projekt beteiligt um in persönlichen Gesprächen, je nach Wunsch entweder zu Hause, an einem anderen Ort, telefonisch oder online zu unterstützen. Das „Angehörigengespräch“ wurde 2014 vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz mit maßgeblicher Unterstützung des BÖP ins Leben gerufen.
"Wir müssen die psychische Gesundheit unserer pflegenden Angehörigen ernst nehmen", betont a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger, Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen. "Die Betreuung beispielsweise von Eltern mit Demenz oder Alzheimer kann eine andauernde psychische Stresssituation darstellen – hier müssen wir pflegende Angehörige so gut wie möglich unterstützen!"
Kurzfristige Entlastunggespräche durch BÖP-Helpline
Die BÖP-Helpline bietet das Service eine wichtige erste Anlaufstelle für all jene, die in Akutsituationen mit einer/m PsychologIn über aufkommende Ängste, persönliche oder familiäre Krisen etc. sprechen möchten, oder nicht wissen, an welche ExpertInnen sie sich mit bestimmten Fragen wenden können.
Pflegende Angehörige sind eine unverzichtbare Stütze im Gesundheitssystem und verdienen Anerkennung für ihre harte Arbeit. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sie selbst gesund bleiben und Unterstützung in Anspruch nehmen, um ihre psychische Gesundheit zu schützen.