Zwei Gründungsmitglieder erzählen von den Anfängen des BÖP
Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) so stark wie nie
Vor 70 Jahren wurde der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) in Wien gegründet. Seitdem hat sich der BÖP zur stärksten und wichtigsten PsychologInnen-Vereinigung Österreichs entwickelt. Mit aktuell mehr als 6.600 Mitgliedern hat der BÖP eine starke Verhandlungsposition gegenüber EntscheidungsträgerInnen und eine unüberhörbare Stimme im gesellschaftspolitischen Diskurs. Wir haben uns mit zwei Gründungsmitgliedern des BÖP über die Anfänge des Berufsverbandes unterhalten.
„Es war eine sehr aufregende Zeit“
Ehrenmitglied Dr. Harald Rohracher (geb. 1925) kann sich noch sehr genau an die Anfangszeit des BÖP erinnern. „Es war damals eine sehr aufregende Zeit“, erzählt er. Immer mehr akademisch ausgebildete PsychologInnen versuchten beruflich Fuß zu fassen. Es gab keine gesetzliche Regelung hinsichtlich der Berufsausbildung, faktisch jede Person konnte sich als "Psychologe" bezeichnen. „Unser Ziel war es ein Psychologengesetz zu schaffen. Dessen Umsetzung erfolgte aber erst viele Jahre später. Solche Entwicklungen muss man sich sehr hart erkämpfen“, weiß Dr. Harald Rohracher.
Bereits in der konstituierenden Generalversammlung am 24.10.1953 am Psychologischen Institut in Wien konnten 107 Mitglieder verzeichnet werden. Insgesamt waren damals in Österreich rund 120 PsychologInnen tätig. Die Durchsetzung einer gesetzlichen Regelung rückte vorerst aufgrund rechtlicher Kompetenzproblematik in weite Ferne. Somit konzentrierte man sich darauf, die Stellung von PsychologInnen zu stärken und zu schützen.
Etablierung der Psychologie in Österreich
Auch Ehrenmitglied Hofrat Dr. Klaus Strigl (geb. 1928) erinnert sich: „Die Berufsaussichten waren damals sehr schlecht. Für Psychologen gab es nur wenige Stellen. Die Motivation meines Beitritts in den BÖP waren der Kontakt mit anderen Kollegen, vor allem in anderen Bundesländern, die Etablierung der Psychologie in Österreich im öffentlichen Dienst und als freier Beruf. Und die Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse dieses Faches“, erzählt Hofrat Dr. Klaus Strigl. „Die größte Herausforderung war für mich anfangs der Erwerb von Praktiken und Methoden wie etwa Testverfahren und Psychotherapie, die an der Universität in Wien damals nicht vermittelt wurden und auch in Österreich nicht angeboten wurden.“
Die 60er, 70er und 80er Jahre
Auch in den folgenden Jahren ging der Kampf für ein Psychologengesetz weiter. 1978 kam es zu einem ersten Begutachtungsverfahren, das jedoch auf Grund der Kammerregelung und Abgrenzungsschwierigkeiten zu benachbarten Disziplinen negativ ausfiel. Intern im BÖP wurden erste Landesgruppen und Fachsektionen geschaffen. Im Jahr 1981 wurde der Berufsverband Gründungsmitglied der European Federation of Psychologists' Associations (EFPA). 1984 wurde eine eigene "Fortbildungsakademie" ins Leben gerufen (heute die "Österreichische Akademie für Psychologie | ÖAP“), die in den weiteren Jahren zur führenden Anbieterin für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von PsychologInnen wird.
Das 1. Psychologengesetz trat in Kraft
1991 war es so weit und das 1. Psychologengesetz trat in Kraft. Im Dezember 1994 konnte mit der Unterzeichnung des Gesamtvertrages, der die Übernahme der klinisch-psychologische Diagnostik auf Krankenkassenkosten regelt, ein weiterer Erfolg verzeichnet werden.
Die 2000er Jahre
Da der Ruf nach einer Novellierung des Psychologengesetzes lauter wurde, wurde diese wieder zum Ziel der amtierenden Präsidien erhoben und stetig vorangetrieben. Die weiteren Jahre waren vor allem durch Teilnahme des BÖP an ministeriellen Arbeitsgruppen, Projekten und Veranstaltungen gekennzeichnet. 2010 feierte wiederum die Verbandszeitschrift "Psychologie in Österreich" (PIÖ) ihr 30-jähriges Bestehen. Die Bemühungen um eine neues Psychologengesetz wurden immer konkreter, die Termine des Präsidiums dazu immer mehr und intensiver. Im Jahr 2013 war es dann so weit und die dringend notwendige Novellierung des Psychologengesetzes 1990 trat in Kraft.
„Zusammen erreicht man einfach mehr als allein!“
Angesichts des 70. Geburtstages des BÖP zeigt sich Dr. Harald Rohracher höchst erfreut. „Es ist sehr schön zu hören, dass der Verband so gewachsen ist und weiterhin dabei hilft die Psychologie und deren Wichtigkeit zu unterstützen.“ Er wünscht dem BÖP weiterhin viel Erfolg und Kraft. Er ist sich sicher: „Zusammen erreicht man einfach mehr als allein!“
Hofrat Dr. Klaus Strigl betont die Wichtigkeit Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen: „Den Berufsverband benötigen wir nach wie vor als Standesvertretung. Der Verband ist nützlich für die Kommunikation der Mitglieder und die Information über relevante Neuentwicklungen und für wissenschaftlichen Forschungsergebnisse“, so das Ehrenmitglied. „Es ist höchst erfreulich wie sich die Psychologie in Österreich sowohl hinsichtlich der Zahl der Berufsträger wie auch in ihrer Bedeutung in vielen öffentlichen Bereichen entwickelt hat. Dies ist wesentlich dem BÖP zu danken.“