HBSC-Studie: Kinder und Jugendliche im Fokus
Unsere gemeinsame Zukunft nicht aufs Spiel setzen!
Depressionen, Ängste, Schlafprobleme. Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat nicht nur während der Coronapandemie gelitten - durch Krieg, Teuerung und Klimakrise ist ein Ende der psychischen Dauerbelastung noch lange nicht in Sicht. Der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) nimmt die aktuellen Zahlen der HBSC-Studie (Health Behaviour in School-aged Children Study) zum Anlass, um erneut auf die Wichtigkeit eines lückenlosen Gesundheitsversorgungsystems hinzuweisen. Es darf nicht länger akzeptiert werden, dass nur jene Menschen psychologische Hilfe erfahren, die sich diese finanziell leisten können.
Besonders Mädchen kämpfen mit Folgen psychischer Belastung
Dem OECD-Bericht 2022 zufolge litt fast jeder zweite junge Mensch in Europa während der Pandemie unter psychischen Problemen und erhielt dafür nicht die notwendige Hilfe. In Österreich traten 2021 etwa bei 41% der 18- bis 24-Jährigen Symptome einer Depression auf.
Die Österreich-Auswertungen zur internationalen HBSC-Studie, bei der rund 7.000 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 17 Jahren zwischen November 2021 und Juli 2022 befragt wurden, sind nicht weniger besorgniserregend. Demnach kämpfen besonders Mädchen mit den Folgen der psychischen Dauerbelastung.
Die aktuellen Studienergebnisse zeigen im Vergleich zu den Erhebungen 2018 einen deutlichen Trend: Während Jungen stabile Werte aufweisen, sind vor allem bei älteren Mädchen Verschlechterungen zu beobachten. 40% berichten von Verstimmungen und Gereiztheit, 30% davon geben an häufig niedergeschlagen zu sein.
„Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben - sondern zu viel Zeit, die wir nicht nutzen“
Der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen fordert schon seit Jahren einen Ausbau der psychischen Gesundheitsversorgung für Kinder und Jugendliche. In Österreich gibt es eine eklatante Unterversorgung psychologischer Behandlungsplätze für Kinder und Jugendliche, eine klinisch-psychologische Behandlung ist im kassenfinanzierten Versorgungssystem nicht enthalten. Notwendige Anschlussbehandlungen an die klinisch-psychologische Diagnostik finden in vielen Fällen aufgrund der notwendigen Eigenfinanzierung nicht statt. Studien zufolge waren 2020 etwa 41.000 Kinder in klinisch-psychologischer Behandlung. Die Termin-Wartezeiten lagen dabei allerdings im Schnitt bei drei bis vier Monaten.
Das traurige Fazit: Kinder und Jugendliche müssen mit schweren Symptomen leben, ohne adäquat behandelt werden zu können.
Rasche und niederschwellige Versorgung durch Aufnahme ins ASVG
Kinder und Jugendliche sind von der Permakrise, die weit über Pandemie, Krieg und Klima hinausgeht, psychisch stark und nachhaltig betroffen. Es ist unsere Pflicht, die Sorgen, Ängste und Probleme der Kinder und Jugendlichen ernst zu nehmen und sie zu unterstützen. Denn Kinder sind unsere Zukunft, wir dürfen sie jetzt nicht allein lassen.
Der BÖP hat in den vergangenen Jahren gemeinsam mit dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz den Fokus verstärkt auf Kinder- und Jugendgesundheit gelegt. Mit Projekten wie #change, "Gesund aus der Krise" und "Wir stärken Stärken" erhalten Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene niedrigschwelligen und kostenlosen Zugang zur klinisch-psychologischen, gesundheitspsychologischen bzw. psychotherapeutischen Beratung und Behandlung.
„Als Klinische PsychologInnen ist es unser Bestreben besonders von den multiplen Krisen betroffenen Kindern, Jugendlichen und ihren Familien zur Seite zu stehen und ihnen rasch und unkompliziert zu helfen“, erklärt BÖP Präsidentin a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger. „Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass psychische Gesundheit endlich mit physischer Gesundheit gleichgestellt wird. Dafür kämpfen wir bereits seit vielen Jahren! Die Aufnahme Psychologischer Therapie ins ASVG ist daher der Schlüssel für die jetzt benötigten Ressourcen. Wir hoffen im Interesse aller auf eine erfolgreiche Umsetzung."