Weltfrauentag: Sorge um psychische Gesundheit bei Frauen
Zunahme an Gewalt und schlechte soziale Bedingungen schwächen psychische Gesundheit
Wir schreiben das Jahr 2023 und sehen uns täglich mit folgendem Bild konfrontiert: Femizide, Gewalt an Frauen und schlechte soziale Bedingungen. „Wir müssen es leider in dieser Deutlichkeit sagen: Gewalt an Frauen steht an der Tagesordnung. Seelische, körperliche und sexuelle Gewalt schwächt die psychische Gesundheit von Frauen und verdoppelt die Anzahl der Depressionen,“ so ao. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger, Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen. Gewalt ist toxisch. Laut WHO haben Frauen, die Gewalt erfahren, ein doppelt bis dreifach so hohes Risiko, an Depressionen zu erkranken als Frauen ohne Gewalterfahrung. Unbehandelt zieht das ein Vielfaches an gesundheitlichen Problemen nach sich, von Alkohol- bis Medikamentenmissbrauch. Anlässlich des morgigen Weltfrauentags am 8.März, appelliert der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen für mehr Frauen-Beratungsstellen, die notwendige Arbeit mit Männern und bessere soziale Rahmenbedingungen.
Frauen: Schlechte Bedingungen für das Rückgrat der Gesellschaft
„Unabhängig von den vielen tragischen Einzelschicksalen, denen wir täglich gegenüber stehen, riskieren wir mit der Schwächung der Frauen eine dramatische Destabilisierung der Gesellschaft“, so Wimmer-Puchinger. „Von der Stärkung der Frauen profitieren Männer und Frauen gleichermaßen. Es ist mir völlig unverständlich, wieso wir als Gesellschaft die Rahmenbedingungen für Frauen nicht essenziell verbessern“. Frauen übernehmen einen Großteil der unbezahlten Familienarbeit und werden auch in der Lohnarbeit schlechter bezahlt. Frauen in Österreich verdienten im Jahr 2020 in der Privatwirtschaft für dieselbe Arbeit laut Statistik noch immer 18,9% brutto pro Stunde weniger als Männer. Durch einen längeren Ausstieg aus dem Job sind Frauen mit 25% öfter von Altersarmut bedroht als Männer. Eine Frau mit Kindern befindet sich häufiger in Teilzeitbeschäftigungen, mit insgesamt weniger Einkommen.
Bereits im Jahr 1993 wurde auf
der Menschenrechtsweltkonferenz festgelegt, dass die volle und
gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am politischen, bürgerlichen,
wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben, auf nationaler,
regionaler und internationaler Ebene, und die Beseitigung aller Formen
der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts vorrangige Ziele der
internationalen Gemeinschaft sind. Die multiplen Krisen der letzten drei
Jahre, allem voran die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit und die
Doppelbelastung durch Home-Office und Kinderbetreuung während der
Pandemie haben die gewonnenen Schritte in Richtung Gleichstellung wieder
in Gefahr gebracht. Frauen leiden aufgrund der Mehrfachbelastungen
psychisch besonders stark. Studien belegen, dass die zahlreichen
Anforderungen, denen Frauen in Österreich aktuell gegenüberstehen,
dramatische Folgen haben. So nahmen bei Frauen Ängste, Depressionen und
Schlafprobleme in den letzten Monaten weiterhin stärker zu.
Trotz dieser sehr ernüchternden Bilanz, dass sich wenig über die letzten Jahrzehnte geändert hat, geben Frauen nicht auf, sich für sich selbst, andere und den Planeten konsequent einzusetzen. Es sollte ihnen zumindest ein Monat gewidmet werden. Ein Tag ist schon lange nicht mehr ausreichend! „Frauen sind das Fundament unserer Gesellschaft - dieses Fundament hat durch die Last der Permakrise Risse bekommen. Viele Frauen leben in dauerhafter Überforderung und Angst. Deshalb fordern wir endlich, dass mehr Entlastungsangebote geschaffen werden, mehr Beratungsplätze und endlich soziale Rahmenbedingungen für mehr Gleichberechtigung.“ so die BÖP-Präsidentin.