Frauengesundheitsbericht 2022 macht dringenden Handlungsbedarf deutlich
Zehn Jahre seit dem letzten Erscheinen wurde am 16. Februar der Frauengesundheitsbericht 2022 von Gesundheitsminister Johannes Rauch präsentiert. Er thematisiert neben frauenspezifischen Erkrankungen und Fragen geschlechterspezifischer Versorgung auch sozioökonomische Faktoren wie erhöhtes Armutsrisiko. Das Fazit: Frauen leben länger als Männer, verbringen aber mehr Zeit in schlechter Gesundheit und leiden häufiger an psychischen Erkrankungen.
Als Verfasserin des 1. und 2. österreichischen Frauengesundheitsberichtes in den Jahren 1994 und 2005 sowie dem 1. Wiener Frauengesundheitsbericht im Jahr 1996, zeigte sich die Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen (BÖP) a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger erfreut darüber, dass es nach zehn Jahren Pause wieder einen Bericht gibt, der den Fokus auf die Gesundheit von Frauen richtet.
„Wir danken dem Bundesminister dafür, diesen Auftrag gegeben zu haben und begrüßen sein Vorhaben, die Gesundheit von Frauen und vor allem ihre psychische und somit auch soziale Situation deutlicher zu beachten“, erklärte die ehemalige Frauengesundheitsbeauftragte der Stadt Wien a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger.
Rückblickend lässt sich seit dem 1. Frauengesundheitsbericht vor fast 30 Jahren festhalten: Armut und Benachteiligung machen krank und Rollenklischees seitens Gesellschaft und nicht zuletzt der SchönheitsIndustrie sind noch immer ein erheblicher Stressor für Frauen. „Die insgesamt unterlegene gesellschaftliche Position der Frauen, ihr geringeres Einkommen, patriarchale Gewalt und seit Jahrhunderten gleichbleibende Rollen-Erwartungen schwächen die Frauen in erheblichem Maße“, betonte die Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger.
Es sei nun an der Zeit entsprechende Maßnahmen zu setzen, um die Stellung der Frau in der Gesellschaft spürbar zu verbessern. Die Klinische Psychologie und die Gesundheitspsychologie spielen hierbei eine Schlüsselrolle, denn ein frauenspezifischer klinisch-psychologischer Ansatz orientiert sich nicht zuletzt an einer fundamentalen Festigung des Selbstbewusstseins der Frauen und symbolisiert damit einen Grundpfeiler bei dem Vorhaben, die Frauengesundheit langfristig zu stärken. „Es muss hier einen Schulterschluss aller Berufsgruppen geben, der sich gezielt gegen patriarchale Gewalt richtet und endlich zu einer Veränderung falscher Rollenklischees führt, um die Lebensqualität der Frauen grundlegend zu verbessern“, appellierte a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger.