BÖP-Präsidentin zu Gast beim ORF-Talk „Wissenscheck“
Thema: Energiekrise - was tun, wenn das Leben nicht mehr leistbar ist?
Die gestiegenen Energiepreise treffen alle. Vor allem diejenigen, die ohnehin bereits prekär leben. Was tun, wenn das Leben nicht mehr leistbar ist, und was macht das mit der Psyche der Menschen? Darüber unterhielten sich die Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen (BÖP) a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger, die Generalsekretärin der Caritas Österreich, Mag.a Anna Paar, und der Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich, Erich Fenninger, am 2. Februar 2023 in der ORFIII-Sendung „Wissenscheck“.
Man kann die Armut nicht „wegtherapieren“
„Die Menschen fühlen sich ohnmächtig und hilflos“, erklärte BÖP-Präsidentin a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger im Talk mit Moderator Reiner Reitsamer. „Wichtig ist, man darf sich nicht genieren. Man soll sagen: Jetzt ist es schwierig, aber es ist nicht meine Schuld und ich habe ein Recht darauf, dass man mir hilft“, so a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger. Man könne jedoch die Armut nicht „wegtherapieren“. Natürlich sei auch die Sozialpolitik gefordert und das gehe Hand in Hand. Wichtig sei es, „den Menschen das Gefühl zu geben, dass sie ihr Leben im Griff haben“, so die Präsidentin des BÖP.
Grund für die psychische Belastung sei der Stress, dem viele Menschen im Zuge der Energie-Krise täglich ausgesetzt sind. „Wir halten auf die Dauer diese negativen, skandalösen Problemszenarien nicht aus. Die lange Zeit der Pandemie hat uns sehr mürbe gemacht. Es ist wichtig den Menschen jetzt Hoffnung zu geben, sie dabei zu unterstützen sich Hilfe zu holen, um diesem Gefühl der Ohnmacht etwas entgegenzusetzen“, so a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger. Dafür brauche es vor allem Beratung und genau dort setze der BÖP an.
Kinder und Jugendliche besonders gefährdet
„Insgesamt ist der Pegel an psychischen Belastungen um 15-20 Prozent gestiegen“, so die BÖP-Präsidentin. „Genau für diese Kinder und Familien haben wir unser Programm „Gesund aus der Krise“, weil wir wissen, dass Armut krank macht. Das ist ein einmaliges, europaweites Programm, wo wir gezielt Kinder, die von schweren psychischen Störungen betroffen sind, unterstützen.“
Bereits im März 2022 hat die Bundesregierung den BÖP in Kooperation mit dem Österreichischen Berufsverband für Psychotherapie (ÖBVP) mit dem Projekt "Gesund aus der Krise" beauftrag. Dieses ermöglicht einen niederschwelligen, kostenfreien Zugang zu klinisch-psychologischer und psychotherapeutischer Beratung und Behandlung. Seit März 2022 konnten bereits über 6.800 betroffene Kinder und Jugendliche erreicht werden und die psychologischen und psychotherapeutischen Behandlungen von mehr als 10.000 Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 21 Jahren finanziert werden.
Von der Krise in die Sucht
Körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Nervosität, Gereiztheit oder Magen-Darm-Probleme seien ebenfalls Folgen der Krise. Auch das Thema Sucht dürfe nicht vergessen werden. „Wir müssen der Gefahr begegnen, dass sich viele Menschen, um sich aus der Krise zu „beamen“, zur Flasche greifen, zu Drogen, zum Gamen oder ähnlichem. Auch das ist eine Bedrohung, die wir sehen müssen“, betonte a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger. „Ohne psychologische Unterstützung wird es nicht gehen. Ein Schulterschluss mit allen Hilfsorganisationen ist geboten“, so der Appell der BÖP-Präsidentin.
Das gesamte Interview können Sie eine Woche lang online hier nachsehen.