1.700 ZuhöhrerInnen bei BÖP-Vortrag von WHO-Regionaldirektor für Europa zum Thema "Pandemic fatigue"
Umfrage: 98,2% für bessere Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen
Es war ein Vortrag, der den Geist der Zeit traf: 1.700 TeilnehmerInnen waren am Donnerstag mit dabei, als der WHO-Regionaldirektor für Europa Dr. Hans Kluge über „Pandemic fatigue“ (Pandemiemüdigkeit) sprach. Dr. Kluge beleuchtete damit auf Einladung des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen (BÖP) eines der aktuell drängendsten gesundheitspolitischen Themen und erklärte: „Es gibt niemanden, der durch die Corona-Pandemie in den vergangenen Monaten nicht psychisch betroffen war. Der Ausbau der mentalen Gesundheit hat für mich jetzt oberste Priorität!“ Darüber hinaus lieferte Dr. Kluge in seinem Vortrag Politik und EntscheidungsträgerInnen konkrete Handlungsempfehlungen.
„Es gibt keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit“, hielt auch BÖP-Präsidentin a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger fest. „So traurig es ist, aber: Die aktuelle Krise zeigt deutlich, wie wichtig die Psychologie bzw. die psychosozialen Berufsgruppen bei der Gesundheitsversorgung der Menschen in Österreich sind.“
Dr. Wolfgang Mückstein, Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, eröffnete die Veranstaltung und betonte seinerseits: „Die psychischen Folgen dieser Pandemie sind immens und lassen sich noch nicht vollständig absehen. Der Bedarf an psychisch-sozialen Leistungen ist massiv gestiegen und wird es auch noch weiterhin tun.“ Dass Handlungsbedarf besteht, zeigten mehrere während der Veranstaltung durchgeführte Umfragen mehr als deutlich.
91,6% der Befragten (n= 1.262) waren davon überzeugt, dass das Betreuungsangebot von Menschen mit psychischen Problemen während der Corona-Pandemie qualitativ und quantitativ nicht ausreichend war. 92,4% fanden, dass psychischen Problemen von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie nicht ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Für eine bessere Versorgung von Menschen mit psychischen Problemen sprachen sich 98,2% der Befragten aus. 93,5% fanden, dass die Psychologie in politische Entscheidungen bisher nicht angemessen einbezogen wurde. 96,2% sprachen sich für ein „European Year of Mental Health“ aus.
„Es gibt aktuell sehr viele Herausforderungen“, erklärte Prof. Dr. Christoph Steinebach, Präsident der European Federation of Psychologists' Associations. „Aber es gibt auch eine Antwort: Psychologie hilft!“ Auch für Dr. Kluge war klar: „Mental health is my flagship priority.“