BÖP macht gegen falsche Einstufung bei Kollektivverträgen mobil
Seit Jahren steigt in Österreich die Zahl der psychischen
Erkrankungen, erhöht sich der Pflegebedarf, nimmt die Nachfrage nach
Rehabilitation zu. Trotz der immer größer werdenden Bedeutung von
qualifizierter Leistung im Gesundheitsbereich sind wir von einer
Leistungsanerkennung der Gesundheitsberufe auf Augenhöhe auch im Jahr 2018 noch
immer weit entfernt. Die absichtlich niedrigere Einstufung von nicht-ärztlichen
Berufsangehörigen im Gesundheitssektor führt dabei nicht nur zu massiven finanziellen
Schlechterstellung, sondern auch zu einer unhaltbaren Abwertung der Arbeit
Zehntausender mit einem darüber hinaus überdurchschnittlich hohen Frauenanteil.
Aus diesem Grund macht der BÖP mit den anderen nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen (MTD-Austria, ÖBVP, ÖGKV) gegen diese Missstände mobil und veranstaltete dazu zuletzt einen Round Table. Die Aussendung mit Stellungenahmen der PräsidentInnen lesen Sie online oder hier:
Allianz der Gesundheitsberufe: Falsche Einstufungen der Kollektivverträge sind untragbar
Versorgungsqualität leidet aufgrund dequalifizierender Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen
Wien (OTS) - Bewusst falsch eingestufte Kollektivverträge, regionale Unterschiede der Gehälter oder Mängel bei Vordienstzeitenanrechnungen sind nur einige Beispiele mit denen sich über 160.000 im Gesundheitswesen tätige Personen, das sind dreimal so viele wie ÄrztInnen, konfrontiert sehen.
Die sogenannte „Allianz der Gesundheitsberufe“ hat aus diesem Grund vergangene Woche VertreterInnen der Gewerkschaften und der Arbeiterkammer zu einem Roundtable-Gespräch eingeladen, um eine Verbesserung der Situation zu erwirken. Dr. Helmut Ivansits, Abteilungsleiter Sozialversicherung der AK, und Mag. Reinhard Hager, Abteilungsleiter Sozialpolitik für Gesundheit des ÖGB, sind der Einladung gefolgt, um mit den Berufsverbänden über ihre Forderungen zu sprechen.
„Ein erster Schritt wäre bereits, wenn Klinische Psychologinnen und Psychologen für ihre tatsächlichen Leistungen honoriert werden, indem sie im Kollektivvertrag korrekt eingestuft werden“, erklärt Mag.a Marion Kronberger, Vize-Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer PsychologInnen (BÖP). „Bei Ärztinnen und Ärzten wäre es ja auch unvorstellbar, dass sie nicht als Ärztinnen und Ärzte entlohnt werden, wenn sie in ihrem Beruf arbeiten.“
Ähnlich sieht die Situation der gehobenen medizinisch-technischen Berufe aus: „MTD-Berufe tragen täglich zur hochqualitativen Gesundheitsversorgung der österreichischen Bevölkerung bei, die häufige kollektivvertragliche Fehleinstufung ist ein Hohn den Gesundheitsberufen gegenüber“, betont Mag.a Gabriele Jaksch, Präsidentin von MTD-Austria (Dachverband der gehobenen medizinisch-technischen Dienste Österreichs). „Österreichweite enorme Differenzen der kollektivvertraglichen Gehälter und uneinheitliche Vorgehensweisen bei der Anrechnung der Vordienstzeiten für die Leistungen der MTD-Berufe für die Gesundheit der österreichischen Bevölkerung ist nicht mehr akzeptabel!“
Die Abwertung bestens qualifizierter Gesundheitsberufe zieht sich durchaus quer durch alle Berufsgruppen:
- Diplomierte Gesundheits- und KrankenpflegerInnen werden als PflegeassistentInnen eingestuft,
- Klinische PsychologInnen, GesundheitspsychologInnen und PsychotherapeutInnen werden als psychosoziale BeraterInnen eingestellt,
- DiätologInnen werden mit einem Kollektivvertrag der Gastronomie angestellt,
um nur einige Beispiele zu nennen.
„Psychische Leiden steigen stetig an. PsychotherapeutInnen mit eigenen Praxen sorgen flächendeckend für eine psychotherapeutische Versorgung, werden aber von den Gebietskrankenkassen mit prekärer Bezahlung abgespeist. Hier ist Handlungsbedarf von Politik und Kassenselbstverwaltung gefragt.“, sagt Dr. Peter Stippl, Präsident des ÖBVP.
Ebenso ist die Pflege chronisch kranker Menschen eine sehr komplexe Aufgabe, die hohes Fachwissen braucht. Ursula Frohner, Präsidentin des ÖGKV, appelliert daher: „Aktuell ist festzustellen, dass insbesondere für die Pflege der Menschen im Langzeitpflegebereich sowie im häuslichen Setting das Diktat des Sparstiftes die erforderliche Qualität und Kompetenz bei PatientInnen und Pflegebedürftigen nicht ankommen lässt. Diese Tendenzen sind auch bei anderen „nicht-ärztlichen“ Gesundheitsberufen festzustellen. Um bedarfsorientierte Konzepte zu entwickeln, aber auch zu Boden zu bringen, erfordert es offenbar den gemeinsamen Schulterschluss.“
Das Roundtable-Gespräch war ein erster wichtiger Schritt, weitere Gespräche werden folgen.
Die „Allianz der Gesundheitsberufe“ setzt sich aus VertreterInnen folgender Berufsverbände zusammen:
- Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP),
- Dachverband der gehobenen medizinisch-technischen Dienste Österreichs (MTD-Austria): Biomedizinische Analytik, Diätologie, Ergotherapie, Logopädie, Orthoptik, Physiotherapie, Radiologietechnologie
- Österreichischer Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP)
- Österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV)